Haarmythen unter der Lupe – Was stimmt wirklich?

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Als erfahrene Friseurmeisterin in Deutschland begegnen mir täglich viele Mythen rund ums Haar. Aussagen wie „Haare wachsen schneller, wenn man sie öfter schneidet“ oder „Tägliches Bürsten macht die Haare glänzender“ höre ich immer wieder von Kundinnen und auch aus sozialen Medien. Doch was stimmt wirklich? In diesem Beitrag räumen wir mit den fünf häufigsten Haarmythen auf und ich erkläre, was hinter diesen Behauptungen steckt – basierend auf meiner langjährigen Praxis und fachlichem Wissen.

1. Haare wachsen schneller, wenn man sie regelmäßig schneidet.

Dieser Mythos hält sich sehr hartnäckig, ist aber wissenschaftlich nicht belegbar. Das Haar wächst aus der Haarwurzel in der Kopfhaut, und das Schneiden der Spitzen hat darauf keinen Einfluss. Warum glauben viele trotzdem daran? Weil gesunde Spitzen das Haar voller und gepflegter wirken lassen, und man so den Eindruck bekommt, die Haare wachsen schneller.

Regelmäßiges Schneiden alle 6 bis 8 Wochen hilft vor allem, Spliss und Haarbruch zu vermeiden. Spliss kann nämlich dazu führen, dass sich der Haarschaft aufspaltet und das Haar dünner wird. Dadurch sieht das Haar stumpf und leblos aus. Mit einem frischen Schnitt wirkt das Haar insgesamt gesünder und das Licht kann besser reflektieren – was den Eindruck von Glanz und Fülle verstärkt.

Mein Tipp: Wenn du gesundes Haar möchtest, plane deine Friseurtermine regelmäßig ein, auch wenn du dein Haar länger wachsen lassen möchtest. So bleibt die Haarstruktur stabil und das Haar sieht gepflegt aus.

2. Je öfter ich meine Haare wasche, desto schneller fetten sie.

Teilweise stimmt das, aber der Grund wird oft falsch verstanden. Die Kopfhaut produziert Talg, um die Haare zu schützen und geschmeidig zu halten. Wird die Kopfhaut durch zu häufiges Waschen mit aggressiven Shampoos entfettet, reagiert sie oft mit einer Überproduktion von Talg. Das führt dazu, dass die Haare schneller fettig aussehen.

Wichtig ist die Auswahl des richtigen Shampoos. Milde, pH-neutrale Shampoos, die speziell für deinen Haartyp und deine Kopfhaut entwickelt wurden, sind ideal. Auch die Waschfrequenz sollte auf dein Haar abgestimmt sein. Wer täglich wäscht, kann probieren, die Intervalle langsam zu verlängern, um die Talgproduktion zu normalisieren.

Eine gute Ergänzung sind sanfte Reinigungsprodukte ohne Sulfate und Silikone. Außerdem hilft es, die Haare nicht zu heiß zu waschen und sie anschließend gut auszuspülen. Bei sehr fettigem Haar können zwischendurch Trockenshampoos das Haar optisch auffrischen und das Gefühl von Frische geben.

3. 100 Bürstenstriche am Tag bringen Glanz.

Dieser Ratschlag stammt aus einer Zeit, als es kaum spezielle Haarpflegeprodukte gab. Das häufige Bürsten sollte das natürliche Fett (Sebum) der Kopfhaut im Haar verteilen und für Glanz sorgen. Heute wissen wir, dass übermäßiges Bürsten vor allem bei feinem oder lockigem Haar das Haar schädigen kann.

Zu viele Bürstenstriche können die Schuppenschicht der Haare aufrauen und Haarbruch verursachen. Das führt langfristig zu stumpfem, sprödem Haar und Spliss. Stattdessen empfehle ich, das Haar nur sanft und gezielt zu bürsten. Ideal sind Bürsten mit Naturborsten oder breite Kämme, die die Haare entwirren ohne zu ziehen.

Für mehr Glanz helfen Pflegeöle oder Leave-In-Conditioner, die das Haar mit Feuchtigkeit versorgen und die Oberfläche glätten. Einmal täglich leichtes Kämmen reicht meist völlig aus – mehr ist oft sogar schädlich.

4. Kalte Föhnluft schließt die Haarstruktur.

Dieser Mythos ist tatsächlich richtig. Nach dem Föhnen mit warmer Luft ist es sinnvoll, die Haare am Ende kurz mit kalter Luft abzuschließen. Die kalte Luft hilft, die aufgequollene Schuppenschicht des Haars wieder zu schließen. Dadurch wird das Haar glatter, glänzender und weniger anfällig für Frizz.

Darüber hinaus schützt die kalte Luft die Haare vor weiteren Schäden, die durch zu viel Hitze entstehen können. Besonders bei feinem oder strapaziertem Haar kann dieser letzte Schritt im Styling-Prozess die Haarqualität deutlich verbessern.

Mein Tipp: Nutze, wenn möglich, einen Föhn mit Kaltluftfunktion. Nach dem Trocknen einfach für 1-2 Minuten die kalte Luft einwirken lassen. So profitieren deine Haare von einem natürlichen Glanzeffekt und bleiben länger gepflegt.

5. Spliss kann man reparieren.

Leider ist das nicht möglich. Wenn die Haarspitzen einmal gespalten sind, lässt sich der Schaden nicht dauerhaft reparieren. Pflegeprodukte können zwar kurzfristig helfen, die Haare zu glätten oder Spliss optisch zu kaschieren, doch langfristig ist nur der Haarschnitt die Lösung.

Wer Spliss vermeiden möchte, sollte auf Hitzeschutz beim Föhnen, Glätten oder Lockenstab achten, die Haare nicht zu heiß behandeln und aggressive chemische Behandlungen möglichst vermeiden. Außerdem hilft eine sanfte Pflege mit feuchtigkeitsspendenden Produkten und das Vermeiden von Reibung – zum Beispiel durch grobe Handtücher oder zu straffe Zöpfe.

Regelmäßiges Schneiden ist die beste Vorbeugung. So bleibt das Haar gesund und die Spitzen werden nicht brüchig.

Diese fünf Haarmythen halten sich trotz moderner Haarpflege hartnäckig. Als Friseurmeisterin empfehle ich: Beobachte dein Haar genau, probiere verschiedene Produkte und Methoden aus und höre vor allem auf seine Bedürfnisse. Jedes Haar ist individuell – und verdient die passende Pflege und Aufmerksamkeit. So kannst du deine Haare gesund erhalten und ihre natürliche Schönheit zum Strahlen bringen.

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